Die Neue Energie der Nachkriegsmoderne
Donnerstag, 4. April, 9 Uhr, bis Samstag, 6. April 2024, 14 Uhr
in der Hansa-Grundschule, Lessingstraße 5, 10555 Berlin
Ein Praxisforum für Expert*innen aus Architektur, Denkmalpflege, Bautechnik und Wissenschaft, für Bauherr*innen, Nutzer- und Bewohner*innen, Interessierte und Hausverwaltungen.
Aktuelle Konzepte für Sanierungen im Spannungsfeld zwischen Denkmalschutz und Energieeffizienz, neue Lösungen für Energieversorgung und klimataugliche Gartengestaltung in Siedlungen und Gebäuden der Berliner Nachkriegsmoderne (z.B. Hansaviertel, Karl-Marx-Allee I und II, Studentendorf Schlachtensee)
Hier unser Anmeldeformular zum Herunterladen. 
oder Anmeldung über:
energietagung@interbau-hansaviertel.berlin
Tagungsgebühr: 80 Euro / ermässigt 30 Euro 
Eintagesticket: 45 Euro / ermässigt 20 Euro
Die Kosten können als Fortbildungskosten steuerlich geltend gemacht werden.

Programm
Donnerstag, 4. April
9.00 Uhr 
Akkreditierung 
9.30 Uhr
Begrüßung: Dr. Christoph Rauhut (Landeskonservator, Berlin)
Begrüßung und Einführung mit den beteiligten Vereinen und Initiativen
Theresa Keilhacker, Andreas Barz, Marcus Nitschke, Henrik Adler, Doris Fortwengel
10.00 Uhr
Kapitel 1: Grundsatzfragen
Dr. Harald Will
(Leitung) / Heike Erhorn-Kluttig (Fraunhofer-Institut für Bauphysik IBP (Stuttgart):
Entscheidungsgrundlagen für die energetische Versorgung von Gebäuden und Quartieren. 
Michael Viernickel (eZeit Ingenieure / AKE Steglitz-Zehlendorf): Umweltwärmenetze (5GDHC) mit Solar, Geothermie, Wärmepumpen und Co.:  Neue Versorgungskonzepte für die Energiewende
Fabian Brenne (Brenne Architekten): Bauphysikalische und architektonische Problematiken der Gebäude der Nachkriegsmoderne und denkmalpflegerische Konsequenzen
anschließend:
Diskussion / Fishbowl mit Besucher*innen
Moderation: Marcus Nitschke (Corbusierhaus e.V.)
13.45 – 14.45 Uhr Mittagessen
15.00 Uhr
Kapitel 2:  Energie-Versorgung und Energie-Effizienz im Spannungsfeld zum Denkmalschutz
Prof. Elisabeth Endres (TU Braunschweig, Institut für Bauklimatik und Energie der Architektur):
Durch Energie-reduzierende Ansätze (Suffizienz) Technik und Architektur zusammendenken.
Andreas Wanke (FU Liegenschaften) / Jens-Uwe Köhler (Studentendorf  Schlachtensee): Energetische Sanierung.
1. Senkung von Verbräuchen (Armaturen, hydraulischer Abgleich, saubere Heizungseinstellungen); 2. Ertüchtigung der Hülle; 3. Umbau Heizung und Warmwasser-Versorgung
Christiana Flasche (Eller + Eller Architekten Düsseldorf / Berlin): Sanierung von Funktionsbauten der Nachkriegsmoderne in Hinblick auf aktuelle Nutzbarkeit. Das Beispiel Haus der Kulturen der Welt
anschließend:
Diskussion / Fishbowl mit Besucher*innen
Moderation: Prof. Dr. Heike Oevermann (Universität Wien; interbau e.V.]
17.30 Uhr – 18.30 Uhr Kaffeepause
18.30 Uhr
Spezial: Praxisforum für Bewohner*innen, Eigentümer*innen, Hausverwaltungen
Wie können wir voneinander lernen? Vernetzung, Selbstorganisation und Finanzierung.

Eine lösungsorientierte Gesprächsrunde
Mit: Thomas Katzke / Till Peter Otto (Untere Denkmalschutzbehörde Bezirk Mitte von Berlin): Solarvoltaik im Denkmalschutz – Praxiserfahrungen, Hürden und Chancen
Input:
Michael Viernickel (eZeit Ingenieure / AKE Steglitz-Zehlendorf):
Bezahlbare Energie: Nahwärmenetze auf Basis Geothermie und Wärmepumpe im Denkmalschutz – Skizze einer sozialverträglichen Quartierslösung für das Berliner Hansaviertel mit Bürgerpartizipation
anschließend:
Diskussion / Fishbowl mit Besucher*innen
Moderation: Theresa Keilhacker (Architektenkammer Berlin)/ Doris Fortwengel (Xberg klimaneutral e.V.)
20.30 Uhr: Ende

Freitag, 5. April
10.00 Uhr: Exkursion in drei Touren
Tour A (zu Fuß): Hansaviertel und Akademie der Künste mit Brenne-Architekten (Franz Jaschke) und Haus der Kulturen der Welt mit Eller + Eller Architekten (Christiane Flasche) und Hansabibliothek.
Treffpunkt: Akademie der Künste, Hanseatenweg 10
Tour B (mit Bus) nach Osten: KMA II mit Schillingstraße 27-29, ND-Gebäude am Franz-Mehring-Platz, Plattenbauten und Pavillons. 
Treffpunkt: Schillingstraße 27
Tour C (mit Bus) nach Westen: Corbusierhaus, Waldsiedlung Zehlendorf, Studentendorf Schlachtensee, (Jens-Uwe Köhler und Marcus Nitschke).
Treffpunkt: Corbusierhaus, Flatowallee 16
13.45 Uhr: Mittagessen in der Hansagrundschule
14.45 Uhr:
Eindrücke, Fragen und Inspirationen von den Exkursionen
Moderation: Henrik Adler (interbau e.V.)
anschließend:
Kapitel 3: Aneignungsprozesse im Spannungsfeld zwischen ökonomischen, sozialen und ökologischen Belangen
Inputs, jeweils 20 bis 30 Minuten
Sabine Drewes (Heinrich-Böll-Stiftung/Referat Kommunalpolitik und Stadtentwicklung/Nahwärmenetz Eichkamp): Das Nahwärmenetz Eichkamp als Modellprojekt für die Kommunale Wärmewende 
Christoph Rinke (BürgerEnergie Berlin): Ausblick Gemeinwohlorientierte Contracting-Verträge – Die Frage nach den Praxisleitfäden
Margarete von Oppen (Orthkluth Rechtsanwälte): Juristische Fragestellungen, Nutzungs- und Wirtschaftlichkeitskonzepte für Energie-Versorgungskonzepte Solar / Geothermie / Kleinkraftwerke / Quartierslösungen  
anschließend:
Roundtable mit Fishbowl für die Besucher*innen
Moderation: Theresa Keilhacker / Doris Fortwengel
18.30 Uhr: Empfang und Musik
21.00 Uhr Ende

Samstag, 6. April
Kapitel 4: Die Energie der Freiflächen – Klimataugliche Umgestaltung der Gärten und Freiräume als soziale Flächen
10.00 Uhr:
Gesprächsrunde und Praxisrundgang
Impulse:
Prof. Dr.-Ing. Swantje Duthweiler (Lehrstuhl Vegetationstechnik und Pflanzenverwendung): Klimatransformation der Gärten der Nachkriegsmoderne
Dr. Ute Scheub (Journalistin und Autorin; Verein Papageiensiedlung, kliQ-Projekt in der Waldsiedlung Zehlendorf): Die Dringlichkeit für Neue Lösungen für Energieversorgung und Wassermanagement in den Siedlungen der Moderne
*N.N.*: Umsetzung von Wassermanagement-Konzepten in denkmalgeschützten Quartieren / Schwammstadt
Prof. Dr. Aletta Bonn: (Berliner Landesbeauftragte für Naturschutz und Landschaftspflege (Department Ökosystemleistungen am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung und die gleichnamige Professur an der Friedrich-Schiller-Universität Jena im Rahmen des Deutschen Zentrums für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv))
anschließend: Spaziergang
Moderation: Kristina Schönwälder ( Landschaftsarchitektin, interbau e.V.); Henrik Adler (interbau e.V.)


Einführung
Die Karl-Marx-Allee im Berliner Osten, das Hansaviertel, Corbusierhaus und Studentendorf Schlachtensee im Westen – Mit diesen Quartieren und Häusern bekam die Stadt in den 50er und 60er Jahren neue Gesichter. Es waren sehr unterschiedliche Konzepte, die aber eines einte: Ausdruck zu sein für den Neubeginn in einer schwer zerstörten Stadt. Wie ist es heute um diesen Quartiere bestellt? Können sie wieder zu Modellen einer nachhaltigen Weiterentwicklung der Stadt werden?
Die aktuellen politischen, ökologischenund gesellschaftlichen Entwicklungen haben das Thema der Energieversorgung mit großer Dringlichkeit auf die Tagesordnung gesetzt. Energiesparen und alternative Konzepte für die Versorgung der Quartiere sind in Zukunft gefragt, nicht nur aus Kostengründen. Der Klimawandel fordert von uns einen anderen Umgang mit den städtischen Ressourcen Luft, Wasser und Biomasse und mit städtischer Biodiversität. Wie wollen wir angesichts großer Zukunftsfragen mit unserem architektonischen Erbe umgehen? 
Die geplante Tagung soll ein Forum der Auseinandersetzung über neue Konzepte für diese Fragestellungen sein – praxisbezogen, lösungsorientiert und beispielhaft.
Eine Zusammenarbeit von interbau e.V. (Antragsteller), KulturerbeNetz.Berlin, Studentendorf Schlachtensee eG, Corbusierhaus e.V., Stalinbauten e.V., Schaustelle Nachkriegsmoderne, Xberg klimaneutral e.V. und Henselmann-Stiftung, mit Unterstützung durch das Landesdenkmalamt Berlin.
Eine Initiative im Rahmen des Förderprogramms Ehrenamtliches Engagement im Denkmalschutz, gefördert vom Landesdenkmalamt Berlin.

Fragestellung
Im Jahr 2008 fand in der Akademie der Künste eine beinahe historische Tagung zur „Energie der Nachkriegsmoderne“ statt. Da ging es um Perspektiven nachhaltiger Erneuerung von Denkmälern der Nachkriegsmoderne. Damals lagen gewichtige Fragen auf dem Tisch. Sie hatten mit dem Verlust von bedeutenden Zeugnissen der Nachkriegsmoderne im Osten zu tun, mit den Problemen, die in die Jahre gekommene Gebäudehüllen in Bezug auf Modernisierung und energetische Sanierung, u.a. mit sich brachten.
Heute, 15 Jahre später, befinden wir uns in einer neuen, dramatisch neuen Phase: Der Krieg in der Ukraine hat die Anfälligkeit unserer Energieversorgung offengelegt; die Häufigkeit von Extremwetter-Ereignissen – hohe Temperaturen verbunden mit langanhaltender Trockenheit einerseits, katastrophale Starkregengüsse andererseits – hat zugenommen und führt uns den Klimawandel deutlich vor Augen. Die ökologische Krise und die Krise der Energieversorgung finden in einem globalen Rahmen statt, doch sie treffen uns unmittelbar und empfindlich – in unseren Wohnungen, in unserem urbanen Umfeld, in den Gärten. Was also sollen wir tun?
Bemerkenswert an den Gebäuden der Nachkriegsmoderne ist – neben ihrer oft hochrangigen architektonischen Qualität –, dass sie meist mit geringen materiellen und zeitlichen Ressourcen errichtet wurden. Zugleich waren es eben die einfachen architektonischen Lösungen, welche den Gebäuden ihr besonderes Gepräge von Klarheit, Transparenz und ihre gesellschaftliche Ausstrahlung verliehen und auf je ihre Weise den Aufbruch in eine demokratische und freiheitliche Zukunft markierten: Großflächige Glasfassaden, filigrane Stahlrahmenprofile, Vorhangfassaden, Sichtbeton und markante geometrische Figuren ebenso wie die Gestaltung von gemeinschaftsbildenden Freiflächen sind typische Merkmale dieser Epoche. Nicht wenige der oftmals in hoher Geschwindigkeit errichteten Bauten und Anlagen sind heute in die Jahre gekommen und müssen umfänglich saniert werden. Konstruktive Mängel, großzügig gestaltete Grundrisse, eine oftmals fehlende Wärmedämmung, aber auch ihre bauliche Gestalt sind Gründe dafür, dass viele dieser Bauten nur mit erheblichen finanziellen Mitteln ertüchtigt werden können. Da stellt sich die Frage der Finanzierbarkeit in hohem Maße.

Tagungskonzept
Auf der anderen Seite gibt es eine ganze Reihe von neuen technischen, baulichen und gestalterischen Möglichkeiten. Und es gibt innovative neue Formen von Planung und erprobte Modelle sozialräumlicher Organisation, die heute zur Verfügung stehen. Sie können den denkmalgeschützten Bauten der Nachkriegsmoderne in Bezug auf nachhaltige Sanierung, Ertüchtigung und Nutzung eine neue Perspektive geben und sind auch in Bezug auf den Denkmalwert der Ensembles und Gebäude von enormer Relevanz. Um nur einige zu nennen: Geothermie, klimawandeltauglicher Umbau der Gärten, neue Technologien für energetische Sanierung, Photovoltaik, Solarthermie in Kombination mit Fernwärme, Konzepte von Schwammstadt und Kohabitation. Ebenso wie bei den denkmalgeschützten Bauten früherer Epochen sind auch für die Bauten der Nachkriegsmoderne zeitgemäße und innovative haustechnische Anlagen realisierbar, ohne den Denkmalwert der Bauten und Anlagen zu zerstören.
Neben den technischen Lösungen gilt es aber auch, organisatorische und sozialräumliche Fragen der nachhaltigen Quartiersentwicklung zu besprechen. An sozialen Innovationen gibt es neue Nutzungen für Gemeinschaftsflächen, die soziale Bedeutung Dritter Orte, Erbbaurecht oder genossenschaftliche Organisations-und Finanzierungskonzepte. 
Die Themen sortieren sich in die fünf Themenfelder: 1. Grundsatzfragen, 2. Energieversorgung und Energie-Effizienz im Spannungsfeld zum Denkmalschutz, 3. Aneignungsprozesse und 4. Klima-und denkmalgerechter Umbau der Grünflächen. Ergänzt wird das Spektrum um die Perspektive der Nutzenden und die Diskussion konkreter Lösungen.
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